Mitteilungen

Die Redaktion der wissenschaftlichen Halbjahreszeitschrift „Porównania” lädt herzlich dazu ein, Beitragsvorschläge zum Band 2(32)/2022 einzureichen.

Migrationsdiskurse in der Literatur und Kultur des 21. Jahrhunderts in Mitteleuropa

 

„Das 21. Jahrhundert wird ein Zeitalter der Migration sein“, schrieb der Philosoph Thomas Nail in seinem 2015 – also an der Schwelle zu derzeitigen Migrationskrise – erschienenen Buch The Figure of the Migrant.  Im dritten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts, in einer Zeit rasch aufeinander folgenden Krisen, ist Migration zu einem grundlegenden Element des politischen Diskurses sowie zum Gegenstand sozialwissenschaftlicher Forschung und humanistischer Reflexion avanciert. Jeder dieser Bereiche entwirft seine jeweils eigenen Gewinn- und Verlustbilanzen, die mit der steigenden Mobilität verbunden sind – in einem sind sie jedoch einig: in der nahen Zukunft werden Migrationsbewegungen weiter zunehmen.

 

Als literarisches Phänomen ist Migration ein häufiges Thema privater Geschichten. Die aktuelle Auseinandersetzung mit Identität, Fremdheit, Lust und Ekel richten sich weiterhin an den beiden von Zygmunt Bauman vor mehr als zwei Jahrzehnten in seiner Studie „Globalization“ skizzierten zwei Pole der Mobilität aus – Tourismus und Flucht. Geschichten von der intimen Erfahrung, das Eigene hinter sich zu lassen, ist hierbei meist mit der Geschichte globaler Prozesse verschränkt: Abschiebungen, ethnische und religiöse Verfolgung, bewaffnete Konflikte, Folgen der Klimakatastrophe sowie wirtschaftliche Ungleichheit.

 

In der mitteleuropäischen Literatur des 21. Jahrhunderts wird dem aus geopolitischen Gründen seit jeher in ihr präsenten Thema der Migration eine weitere Renaissance zuteil.     Literarische Texte erkunden das individuelle und das kollektive Gedächtnis, thematisiert frühere Migrationsbewegungen nach der Verschiebung von Grenzen sowie politische und wirtschaftliche Ab- bzw. Zuwanderungsprozesse. Sie reagieren auch auf die Zunahme fremdenfeindlicher Stimmungen nach der Migrationskrise von 2015. Ein eigenes Forschungsfeld bilden die in der Region Mitteleuropa entstandenen künstlerischen Initiativen, welche das öffentliche Bewusstsein für das Problem der Zwangsemigration schärfen wollen.

            

Zugleich lässt der Forschungsstand zu diesen Problematiken offenbar werden, dass die Situiertheit der Forscher*innen die jeweilige Interpretation von Migrationsliteratur beeinflusst. Ein solcher Ort kann eine Teildisziplin der Literaturwissenschaften sein (wie z.B. die Polonistik, Germanistik, Hungaristik), aber auch das Land, in dem Migrationsforschung vorangetrieben wird (z.B. Polonistik in Polen oder im Ausland).

 

Wir laden Forscher*innen im Bereich der Migrationsfragen in der jüngsten Literatur, Kunst und Kultur Mitteleuropas ein, Beitragsvorschläge zu unterbreiten. Es ist uns daran gelegen, eine komparatistische Zusammenschau zu den Migrationsdiskursen in Kulturtexten zu schaffen, die unterschiedliche Forschungsperspektiven und methodologische Zugriffe repräsentieren.

Folgende Problematiken könnten dabei anvisiert werden:

  • Ursachen und Bedeutungen von Migrationen in neueren Kulturtexten
  • Migrationsdiskurse in den modernen Geisteswissenschaften
  • Migration als Gegenstand komparatistischer Forschung
  • Narrative Themen und Strategien der jüngeren Migrationsliteratur: u.a. die Figurationen von Migrant*innen und Flüchtlingen, Migrant*innen als Autor*innen, Künstler*innen

 

 

Beitragsvorschläge zu den genannten Themenbereichen sind bis zum 31. Oktober 2021 per email an die Herausgeberinnen zu richten. Auf die fertigen Texte warten wir bis zu, 31. März 2022. Wir bieten die Möglichkeit, Texte in polnischer, Englischer und deutscher Sprache einzureichen. Wir bitten Sie, sich mit den Richtlinien zur Manuskriptgestaltung von „Porównania” vertraut zu machen.

dr hab. Małgorzata Zduniak-Wiktorowicz, prof. UAM

mzduniak@amu.edu.pl

dr Emilia Kledzik

emilia.kledzik@amu.edu.pl