Abstract
Im Fokus dieses Beitrags stehen die Funktionen des Mythischen und Märchenhaften sowie in Verbindung damit die Rolle der Zeit im 2011 erschienenen Roman Brenntage des in der ehemaligen Tschechoslowakei geborenen österreichischen Schriftstellers, Michael Stavarič. Der Romantitel verweist über die konkrete Handlung der Sperrmüllverbrennung hinaus auf einen sich wiederholenden symbolischen Akt, der das Verhältnis des Kollektivs zur Vergangenheit bestimmt. In den folgenden Ausführungen wird das Werk im Hinblick auf die sprachliche Gestaltung der nebeneinander existierenden erzählten Welten untersucht, wodurch die Polyphonie des Textes verdeutlicht werden kann. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Parallelführung von zyklischer und linearer Zeitauffassung, welche in großem Maß zur Mehrschichtigkeit des Textes beiträgt und in Zusammenhang mit dem Prozess des Erwachsenwerdens interpretiert wird. Abschließend wendet sich der Beitrag den Konsequenzen zu, die diese Engführung von Zyklizität und Linearität für die Erzählerposition hat, und bietet verschiedene Deutungsmöglichkeiten für das Ende des Textes.
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