Abstrakt
Als der Glaube an den Endsieg Deutschlands nach Stalingrad zu schwinden begann und auch das Vertrauen in Hitlers Führerqualitäten in der Bevölkerung nachließ, kursierten überaus treffende Bemerkungen und Einsichten über Charakter und Struktur des Regimes im Lande. Eine dieser Beschreibungen gewinnt heute, angesichts der theoretischen Auseinandersetzungen um die letzte Intention der Hitlerschen Judenpolitik, besonderes Gewicht. In einem Eisenbahnabteil, so wurde erzählt, sitzen sich ein gedemütigter Jude und ein verwundeter deutscher Soldat gegenüber. Der Soldat klagt dem Juden sein Leid: Er sei seit 1937 Soldat, seit 1939 immer an vorderster Front, inzwischen fünfmal verwundet und nun auf der Fahrt in seine Heimatstadt, um nach seiner Familie zu suchen. Seit einem schweren Bombenangriff habe er weder von seinen Eltern noch von Frau und Kindern Lebenszeichen erhalten. Nach einer Pause zog der Geprüfte Bilanz. Er sei deprimiert, ja verzweifelt. Seit 1929 habe er als Mitglied der NSDAP für ein neues Deutschland gekämpft, und nun stehe er vor dem Nichts. Hitler habe nichts von dem, was er ihm und dem deutschen Volk versprochen habe, gehalten. Der Jude erwiderte darauf, er und seine Schicksalsgefährten hätten die gegenteilige Erfahrung gemacht. Ihnen gegenüber habe der nationalsozialistische Partei - und Staatsführer alles gehalten, was er ihnen einmal „versprochen” habe. Jede Drohung sei verwirklicht worden.
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